Der neue Herrenmeister heißt ASV-STRÖCK-WIEN: 2:0 in der Finalserie gegen PL Salzburg

Die wohl längste Saison aller Zeiten ging dieses Wochenende zu Ende – und fand mit einer Wachablöse im Österreichischen Herrenwasserball einen würdigen Abschluss. Die „jungen Wilden“ des ASV-STRÖCK-WIEN waren bereit für den Titel, nachdem sie mehrere Jahre lang immer wieder am obersten Stöcklplatz kratzten. Ein saisonübergreifendes, nachhaltig aufgebautes Nachwuchsprojekt erntet nun seine Früchte, in einem Jahr, das alle Vereine mit großen Herausforderungen konfrontierte, konnte sich in einem Herzschlag-Finale eine Mannschaft durchsetzen, die mit großer Konstanz schon lange auf dieses Ziel hingearbeitet hatte: Die Goldmedaille geht zum ersten Mal seit 2006 wieder nach Wien!

Auf dem Weg zum Triumph hatte man dabei ein ausgeglichenes Bewerberfeld hinter sich gelassen. Mit Ausnahme des Farmteams SPG Innsbruck/Dornbirn, hatte man in einem äußerst abwechslungsreichen und spannenden Grunddurchgang gegen alle Teams Punkte gelassen, gegen den Titelverteidiger Tirol standen etwa ein Sieg, eine Niederlage und zwei Unentschieden zu Buche. Aber auch Salzburg, das vor der Saison hochkarätige Abgänge zu verzeichnen hatte, rang den Wienern ein Remis ab, genau wie die später zurückgetretenen Grazer. Die konstante Performance brachte dem ASV im vorzeitig abgebrochenen Grunddurchgang den ersten Platz ein, was sich nach der Spielpause als besonders wertvoll herausstellte.

Finalgegner Salzburg hatte nicht lange am Abgang ihres Centers István Hegedüs zu knabbern und zeigte über lange Phasen der Saison dennoch zwei Gesichter. Einsatzbereitschaft und Kampfgeist zeichneten die Mozartstädter allerdings vom ersten Spiel an aus (19-18 im Debüt gegen Tirol), der neuerliche Einzug ins Endspiel nach einem hochdramatischen Halbfinale war alles andere als überraschend. In zwei Spielen konnte man dort den Titelverteidiger Tirol aus dem Weg räumen, indem man die psychologisch wertvollen Bigpoints setzen konnte und in den entscheidenden Momenten voll da war. Salzburg meldete sich als entschlossenes und einheitliches Team aus der Spielpause zurück, dem alles zuzutrauen war, spätestens nachdem sie gegen Tirol die ultimative Feuertaufe überstanden hatten: Ausgleich 0,7 Sekunden vor Schluss und Sieg im Penaltyschießen.

Das Finale war also angerichtet, zwei hungrige Teams standen sich im Endspiel einer Saison gegenüber, die zugleich unheimlich lang und verstörend kurz verlief. Die Spiele des Grunddurchgangs lagen so lange zurück, dass sie keinerlei Bedeutung mehr hatten, die Arbeit eines ganzen Jahres stand in zwei Spielen auf dem Prüfstand, die Karten waren neu gemischt worden. Wie schnell es mitunter gehen kann (0,7 Sekunden), dass sich eine Saison in Luft auflöst, davon kann nicht zuletzt Tirol ein betrübtes Lied singen. Es sollte auch im großen Finale nicht an viel mehr liegen: Eine umkämpftere, knappere und ausgeglichenere Post-Season hatte es lange nicht mehr gegeben.

Spiel 1, Freitag 13.11.:

Am Samstag empfing Paris Lodron Salzburg den souverän aufgestiegenen ASV, der – wie schon im Halbfinale – ohne Topscorer Adam Mitruk anreiste. Auch die Salzburger mussten auf eine langjährige Stütze verzichten: Márk Jaksa, der polyvalente ungarische Allrounder des PLS, fehlte in der Finalbegegnung. Es kam zu einem offenen Schlagabtausch zwischen den Kontrahenten im Salzburger Rif, das phasenweise an die erste Partie des Semifinals erinnerte. Da wie dort konnten die Gäste (diesmal Wien) immer wieder um einige Tore entfleuchen, die Salzburger dauerhaft abzuschütteln allerdings – das scheint in dieser Saison einfach nicht möglich zu sein. Zuseher*innen, die sich vor dem Stream angesichts einer 4:7-ASV-Führung etwa gemütlich zurückgelehnt haben, stellten ihre Sitzposition an diesem Samstag schnell wieder in die Senkrechte, denn nur wenige Minuten später stand es wieder 8:8. Solche Ergebnisrochaden hatten – ebenfalls wie auch schon im Halbfinale – meist einen Protagonisten: Srgyan Zsivanovity, der Salzburger Go-To-Guy, intervenierte auch an diesem Abend torgewaltig, sobald es ihm zu bunt wurde (in dieser konkreten Aufholjagd mit 3 von 4 Salzburger Toren). Doch den Wienern sollte es an diesem Abend nicht so ergehen, wie vor Wochenfrist dem Titelverteidiger. Beim Stand von 11:12 hat Salzburg noch die Großchance auf den Ausgleich, die Janko Vuksic entschärft (der an diesem Wochenende ebenso groß aufspielte, wie sein Gegenüber Salkan Samardzic), kurze Zeit später ist es der erst 15-jährige Zsombor Sarándi, der mit seinem zweiten Tor an diesem Abend die Partie entscheidet! Endstand 12:13.

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Spiel 2, Samstag, 14.11.:

Im Vergleich zum torreichen, angriffslustigen Duell am Vortag, das mit offenem Visier geführt wurde, nahm sich das zweite Finalspiel behäbiger aus, was auch am langen Becken in der Südstadt lag. Wien hatte den besseren Start, nach einem 4:2 im ersten Viertel folgte eine zermürbende Phase, eine Knochenmühle für die Spieler, ein Nervendrama für die zahlreichen Zuseher*innen im Stream: Im zweiten Viertel fielen keine Tore, beide Torhüter brillierten und hielten je einen Penalty, die Feldspieler mussten zur Strafe durchschwimmen. Erlösung gab es zunächst nur für ein Team, Salzburg arbeitete den Rückstand in Spielabschnitt 3 mühsam ab, konnte vor allem defensiv punkten und blieb seinem Motto treu: Sich frühzeitig gegen dieses Team abzusetzen ist fast unmöglich. So startete man mit einem Zwischenstand von 4:4 in das letzte Viertel, in dem Salzburg zum ersten Mal in dieser Partie in Führung ging (typisch!). Durch Zsivanovits (Who else?!). Doch das Spiel hatte noch Wendungen auf Lager und es ist geradezu symbolträchtig, dass zwei Youngster bei den Wienern das Heft in die Hand nahmen: Erst avancierte der 19-jährige Marko Vuksic mit seinem dritten Treffer zum Topscorer der Partie, kurz darauf lieferte der 17-jährige Markus Cech mit einem sehenswerten Backhandwurf einen Gamebreaker, auf den die Salzburger im letzten Ballbesitz, in dem Torhüter Samardzic nach Time-Out in den Angriff aufrückte, keine Antwort mehr hatten. 6:5 stand es am Ende, der ASV-STRÖCK-WIEN hatte es unter Coach Mike Fasching mit einer jungen Manschaft nach vielen Jahren geschafft, den Titel zu erobern. Herzlichen Glückwunsch!

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Torschützenliste 2019/20:

RangSpielerMannschaftToreEinsätze
1Srdjan ZivanovicPLS5816
2Marko VuksicASV5518
3Adam MitrukASV4710
4Matej JakovljevicASV4018
5Philipp PerisuttiWBCT3812

Florian Lukas, Centerverteidiger ASV-STRÖCK-WIEN Zum Spiel:

Florian Lukas führte seine junge Mannschaft zum ersten Mal als Abwehrchef zum Meistertitel:

Florian Lukas. Foto: ASV Wien

Für mich war das Finale extrem kräftezehrend, besonders das Spiel in der Südstadt und ich glaube, das entscheidende Quäntchen war wirklich, dass bei uns 12 fitte Feldspieler eingesetzt werden konnten und unsere Bank etwas länger war, als jene der Salzburger.
Gerade unsere Jungen haben die Pause sehr gut weggesteckt, das macht mich besonders glücklich und stolz, gerade sie konnten besonders aufzeigen. Und insgesamt bin ich wirklich überglücklich, dass alle Nachwuchsklassen noch vor den Verschärfungen fertiggespielt werden konnten, man sieht, wie wichtig es noch war, die Motivation hochzuhalten und den Vollbetrieb in den Vereinen zu gewährleisten. Dass mit den Herren alle Meisterschaften der Saison abgewickelt werden konnten macht mich besonders glücklich, besonders mit diesem Ausgang 😉 

Danke an alle, die das möglich gemacht haben!

Salkan Samardzic, Kapitän PL Salzburg zum Spiel:

Salkan Samardzic, Torhüter und Kapitän von Paris Lodron Salzburg war maßgeblich an der starken Leistung seines Teams beteiligt:

Salkan Samardzic, PL Salzburg

Es war insgesamt eine wilde Saison, sowohl, was die Leistung der Mannschaften betrifft, als auch bezüglich der zusätzlichen Belastungen durch die Pandemie. Ich muss auch aus persönlicher Erfahrung sagen, dass in dieser Saison die Spiele eine Lotterie waren, je nach Tag und Spielort war es schwer einzuschätzen, wie das Spiel ausgehen würde. Die Bekanntgabe der Termine zur Wiederaufnahme der Saison waren eine große Erleichterung. Es hat endlich wieder ein sportliches Ziel gegeben. Unsere Motivation ins Training zu kommen, war ab dem Moment riesig. Vorher ging es darum, die Fitness aufrecht zu erhalten, der Anreiz zur Leistungssteigerung war im Vergleich nicht so im Vordergrund. Es sind Spiele, wie diese, die – für mich – dem Training Sinn verleihen. Sich mit der starken Konkurrenz zu messen, macht den Reiz aus und bringt Freunde ins Spiel, das war auch an diesem Wochenende deutlich spürbar. Wie wir wissen, wächst man durch genau solche Herausforderungen in einem Sport, den man erst jahrelang erlernen muss. Die große Investition in jedem Training macht sich im Spiel bemerkbar. Auch wenn es diesmal nicht gereicht hat, waren die Playoffs so ein wichtiger und wertvoller Wettkampf.

Das Finale war zugleich ein Wechselbad der Gefühle und auch Neuland für mich. Die Mischung aus Vorfreude und Unsicherheit darüber, ob die Spiele stattfinden können, die Unsicherheit vor den Tests, das Einhalten der Auflagen, aber auch die ungewohnte Situation, nach so langer Zeit ohne (Trainings-)Spiele, ohne viele der gewohnten Routinen, plötzlich Leistung bringen zu müssen, war eine einzigartige Challenge. Diese ungewohnte Situation konnten wir in der Mannschaft von Spiel zu Spiel besser verarbeiten. Man hat es in Salzburg deutlich gespürt, vor dem wichtigen ersten Spiel zuhause, im Livestream, in dem der Sieg so wichtig gewesen wäre. Diese Nervosität konnten wir nicht optimal bewältigen, darauf führe ich auch teilweise das Ergebnis zurück. Heute im langen und fremden Becken, konnten wir besser performen aber hier hat die Routine aus den vorhergehenden Spielen in der Mannschaft gefehlt. Wie auch die Abschlussstärke, die man vor allem aus der Spielpraxis bekommt. Das war ungewohnt. Ich gratuliere dem neuen Meister herzlich!