Bundesliga-Halbfinale: Salzburg und Wien bezwingen die Tiroler Teams

243 Tage ohne Herren-Bundesliga lagen hinter den Halbfinalisten, die am Freitag, den 6. 11. im Salzburger Rif dem ersten Spiel der Semifinal-Serie entgegenfieberten. Fast auf den Tag genau acht Monate ohne Abschlusstrainings, Auswärtsfahrten, Kratzer und Torjubel sind vergangen, seit dem furiosen 8:8 zwischen ASV Wien und PL Salzburg, das am 8. März über die Bühne ging.
Eine lange Zeit voller Ungewissheit, Improvisationskunst, Kommunikationsarbeit und zähem Verhandlungseinsatz ging diesem lange herbeigesehnten Spiel voraus. Neben den sportlichen Ergebnissen, die dieses Wochenende hervorbrachte, ist also das Stattfinden dieser Runde eine zentrale Nachricht: Den Funktionären, Veranstaltern, Schiedsrichtern, dem Einsatz der OWL, des Schwimmverbands und der Disziplin der involvierten Sportler ist es zu verdanken, dass drei perfekt organisierte Halbfinaltage über die Bühne gehen konnten.

Danke für dieses Fest des Spitzensports, das an diesem Wochenende in Salzburg und in Innsbruck steigen durfte.

Für die meisten Leser*innen dieses Beitrags musste es notgedrungen in Livestreams, Zeitungsartikeln und Erzählungen zelebriert werden, für die beteiligten Athleten war dieses Wochenende seit Monaten ein dickes, rotes Kreuz im Kalender, ein Datum, auf das man viele Wochen lang hintrainierte, ob schwitzend vor dem Bildschirm oder mit schweren Armen im Hallenbad. Lange Monate, in denen die angenehmen Nebensächlichkeiten des Vereinslebens streng unterlassen wurden, in denen in den Clubs der Fokus auf sportlicher Leistung und Mobilisierung der Spieler aller Altersklassen lag – unter erschwerten Bedingungen in Zeiten der Pandemie. Und die Vereine hielten zusammen! Nachdem zuvor die Damen-Bundesliga und alle Nachwuchsbewerbe der angefangenen Saison zu Ende gespielt werden konnten, schickten die vier Halbfinalisten am Tag X vier starke Teams ins Rennen.

Halbfinale LEG 2: WBC Tirol vs. PL Salzburg

Freitag, 6.11.:

Und für das erste sportliche Highlight war am Freitagabend in Salzburg gesorgt: Salzburg gegen Tirol, der Klassiker unter den heimischen Wasserballderbys, verwandelte das Salzburger Rif einmal mehr in den Schauplatz einer veritablen Seeschlacht, die diesmal vielleicht sogar noch ein bisschen wilder und spektakulärer ausfiel, als sonst. Beiden Teams sah man den monatelangen Spieltags-Entzug an, die Routinen, Gewissheiten, Selbstverständlichkeiten der Matchday-Situation mussten erst gefunden werden, ungeschriebene Gesetze des Spiels schienen außer Kraft zu sein. 3-Tore-Führungen wurden gedreht, die Führungen wechselten mehrmals pro Spielabschnitt, Sitzer wurden vergeben, dafür fanden Kunstschüsse aus dem gegenüberliegenden Tor in die Maschen. Ein Gesetz hatte allerdings auch in diesen bewegten Zeiten Bestand: Vergebene Chancen rächen sich irgendwann. Mit dieser Lektion im Gepäck musste der amtierende Meister WBC Tirol am Ende die Heimreise antreten, mit freundlichen Grüßen von Zsivanovity, Martinez (der kubanische Neuzugang der Salzburger zeigte mit 4 Debüt-Toren auf) und Co., die in diesem Spiel, dessen Scoreboard sich schon langsam gegen Handball neigte, gnadenlos zeigten. Zu naiv, fahrlässig und sorglos gingen die Tiroler jeweils mit ihrer Führung um, auf starke Phasen folgten desaströse Minuten, die Strafe für vergebene 100% Chancen folgten stets auf den Fuß. Der Meister war gefallen, der Salzburger Coup perfekt: 17-14 lautete der Endstand, nachdem Tirol nach Halbzeitführung im verrückten letzten Viertel erst einen Drei-Tore Rückstand egalisierte, um die Salzburger dann wieder um vier Treffer enteilen zu lassen. Das war dann doch zu viel des Guten.

Samstag, 7.11.:

Im Rückspiel am Samstag Nachmittag in Innsbruck standen die Zeichen zur Halbzeit auf Entscheidungsspiel, drei Tore Vorsprung für Tirol standen zu Buche, die Lektion vom Vortag hatte der Meister aber anscheinend nicht wirklich verinnerlicht, denn mehrere Penalties wurden vergeben und schon zu diesem Zeitpunkt hätte der Sack bereits gut geschnürt und zum Abholen bereit im USI-Foyer stehen können. Der vermeintlich komfortable Halbzeitstand entwickelte sich aus Tiroler Sicht nicht sehr beruhigend, dabei hatte man das Spiel statistisch scheinbar im Griff: Mehr Überzahlsituationen, 5M-Schüsse, zahlreiche Top-Chancen. Die entscheidenden Wirkungstreffer konnte man allerdings nicht setzen, die Salzburger blieben ihnen bis zum Schluss im Nacken, angetrieben von einem gnadenlos effektiven Srdjan Zsivanovity (8 Tore). Als Salzburg 45 Sekunden vor Schluss sein letztes Time-Out nahm, führte Tirol mit zwei Toren, ein Vorsprung, der rechnerisch kaum zu überwinden ist. Doch der Drehbuchschreiber dieses Halbfinal-Rückspiels hatte sich an diesem Tag etwas Besonderes vorgenommen, und kein anderer als Srdjan Zsivanovits kam für die Rolle des Vollstreckers in Frage. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff verwandelte er einen Penalty (herausgeholt von Bernhard Fridrik), einige wenige Sekunden Ballbesitz reichten ihm kurze Zeit später, um in der letzten Sekunde (0.7 Sekunden vor Abpfiff) das Ausgleichstor zu erzielen. Damit rettete er die Salzburger ins Penalty-Shoot-Out, das nach 12 Schüssen entschieden war: Salzburg stürzte den Meister in zwei Spielen und steht im Finale.

Halbfinale LEG 1: ASV-Ströck-Wien vs. SPG. Innsbruck/Dornbirn

Samstag, 7.11.:

Im Anschluss kam es im Innsbrucker USI zu den Begegnungen des zweiten Halbfinals: Vizemeister ASV Wien traf auf die SPG Innsbruck/Dornbirn, die für den zurückgetretenen WBV Graz aufrückten. Die Wiener wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und setzten schon früh das Setting. Ein 10:0 im ersten Viertel würde sogar einen WBC-Tiroler beruhigen, selbst nach diesem Wochenende. Das Spiel war früh entschieden, für Innsbruck war gegen Jakovljevic (7 Tore) und seine Mannschaft nichts zu holen. Endstand 3-35

Sonntag, 8.11.:

Am Sonntagvormittag zeigte sich Innsbruck etwas wehrhafter, Benjamin Stemberger konnte mit 3 Toren eine Duftmarke setzen, doch die Wiener Übermacht setzte sich standesgemäß gegen das Tiroler Farmteam durch, diesmal angeführt von Marko Vuksic, der sich sieben Mal in die Torschützenliste eintrug.
Der ASV-Ströck-Wien steigt souverän mit zwei Siegen ins Finale auf und trifft dort am kommenden Wochenende auf Paris Lodron Salzburg.